Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonntag, 31. Juli 2011

Turistiando en Buenos Aires



Kurz vor meiner Abreise und dem grossen Abschied stand meine letzte Lateinamerika-Suitcasing-Reise an: Diesmal ging es nach Buenos Aires, zu Elisa, einer weiteren Ex-AFS-Austauschschülerin, die eigentlich aus der Domikanischen Republik kommt und momentan in Buenos Aires studiert.
Diese relative Nähe musste ich ich natürlich ausnutzen und buchte deshalb einen Billigflieger in unsere schönes Nachbarland - was ich allerdings recht bald bereute: Die unglaublich kundenfreundliche Fluglinie Pluna cancelte meinen Flug auf Grund der immernoch difuss umherschwirrendernden Vulkanasche und steckte alle anderen Reisenden in Flieger anderer Fluglininen nach Buenos Aires - ausser mich und 3 brasilianische Backpacker, die wie ich darunter litten, dass jeder mit unseren Eltern sprechen wollte und keiner so ganz für voll nahm.
Nach einer Stunde hitziger Diskussionen schaffte ich es endlich, den nette Pluna-Herren davon zu überzeugen, dass ich ALLEINE reise und meine Mutter in DEUTSCHLAND kaum mit ihm reden würde. Endlich begann er, auch uns einen Ausweichflug zu suchen: über Rio de Janeiro!
So kam es, dass wir abends im Flieger nach Rio sassen, unsere Koffer im von Pluna gesponsorten Hotel absetzten und anschliessend das Nachlebem am Zuckerhut erkundeten. Pünktlich um 6 Uhr morgens nahmen wir das Taxi nach einer rauschenden Partynacht zurück, duschten und sassen um 8 im Flieger nach Montevideo. Das heisst, ICH sass erst, nachdem ich an der Passkontrolle kurzfristig für eine halbe Stunde festgenommen worden war - irgendein Systemfehler zeigte mein Visum als abgelaufen und mich somit als Illegale in Brasilien an und es dauerte doch eine Weile, bis ich einen nur mässig freundlichen Grenzpolizisten davon überzeugen konnte, dass ich keine Drogenschmugglerin bin und er mich bitte nicht nach Deutschland abschiebt.
Aber irgendwann war auch diese Hürde genommen, zusammen mit meinem persönlichen Dolmetscher, den mir die brasilianische Regierung während meiner Vernehmung zur Verfügung gestellt hatte, rannte ich zum Gate under schrie wie ein Wahnsinniger in sein Funkgerät, man solle den Flug für mich aufhalten.
Eta 24 Stunden später als erwartet stad ich also endlich in Buenos Aires am Flughafen und Gott sei Dank hatte mir Elisa einen Chauffeur geschickt, der mich abholte.
Abenteuer eins überstanden!
Die Ferien in Buenos Aires waren gegen die Anreise-Odyssee regelrecht ruhig und entspannt. Da Elisa tagsüber arbeitet erkundete ich selber mit dem Stadtplan bewaffnet die argentinische Hauptstadt und liess mich von der Vielfalt verzaubern:
ich bestaunte üppige Blumenparks, beeindruckende Statuen, die Touri-Highlights wie den Obelisken, das Casa Rosada und den Legislativpalast, die Puente de la Mujer, die Plaza de Mayo auf der die "Omas mit den weissen Tüchern" noch bis heute gegen die Verschleppungen der Militärdiktatur protestieren und ihre Enkel zurückfordern und die Stahlblume, genoss den wunderschönen Friedhof von Recoleta, auf dem Evita Perón begraben liegt, nahm den legendären "Tren de la Costa", der am Ufer des Rio de la Plata bis ins Flussdelta Tigre fährt und die älteste U-Bahn Lateinamerikas (stilecht aus Holz!). Am Samstag turistierte ich dann mit Elisa zusammen durch das kunterbunte Viertel La Boca, in der das Leben und der Tango pulsieren und jeden Abend rundeten wir mit einem Gourmetessen oder einer Party ab.
So verging die Woche leider wie im Flug und am Sonntag hiess es Abschied nehmen von dieser Stadt, die mich komplett verzaubert hat und von Elisa, die mir wirklich eine der schönsten Wochen meiner Jahres ermöglicht hat.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Glühwein im Juni??? Festa Junina!!!

Im Juni und Juli steht die Stimmung in Brasilien auf Party:
es ist die Zeit der Festa Junina!
"Festa Junina" ist ein typisch brasilianisches Volksfest, das auf die Ehrung mehrer Heiliger zurückgeht und traditionell auf dem Land gefeiert wird.
Kurz gesagt ähnelt das Fest ein wenig einem Kindergeburtstag: man verkleidet sich als Bauer ("caipira"), dass heisst Karohemd, Stiefel, Flechtezöpfe, Bart und Sommersprossen, isst Unmengen ungesunder Kleinigkeiten (Popcorn, Hotdog, Milchreis, Schokoladenkuchen, Liebesäpfel, Riesenpinienkerne, Maiskuchen, karamelliserte Erdnüsse....) und spielt alberne Spielchen, wie Orangentanzen, Sackhüpfen und Eierlauf, Dosenwerfen oder Fischchen-angeln. Am Ende einer echten Festa Junina hat man aber ordentlich einen im Tee, denn angesichts der kalten Temperaturen steht hier auch "quentão", die brasilianische Versions des Glühweis, auf dem Programm.
Daneben gibt es einen Amor, der während des Festes Liebesbotschaften einsammelt und über das Mikrofon vorliest, es wird getanzt, gesungen und gelacht und gegen eine kleine Gebühr kann man die "Polizei" beauftragen, seine Freunde festzunehmen und in ein "Gefängnis" zu stecken (eine abgetrennte Ecke des Partyraums), die dann gegebn einen symbolischen Wert ausgelöst werden müssen.
Ausserdem dürfen bandeirinhas, bunte Fähnchen zur Dekoration des Raumes nicht fehlen (die im Cesmar natürlich mal wieder aus Recycling-Materialien gemacht wurden). Auch im Cesmar fand natürlich eine Fest Junina statt und dabei machten sich die Educadoren zum Vergnügen der Kinder zum Affen.
Dabei konnte ich natürlich nicht fehlen!!
Wir studieren in den Mittagspausen einen Country-Tanz ein, den wir zum besten gaben - die Kinder konnten sich vor Lachen nicht halten!
Ein flinker Kollege hat das Debakel natürlich schon bei Youtube reingestellt und so könnt ihr alle drüber lachen..... Kleiner Tipp: ich habe blonde Haare und ein beiges Karohemd an ;)
Nach unserem Tanz folgt der typische Festa Julina Tanz meiner Tanzgruppe, auch der ist einen Blick wert!

Samstag, 16. Juli 2011

Das Ende der Winterspendenaktion: Strahlende Gesichter und Favelas eine Stimme geben






Gut eine Woche nach meinem Spendenaufruf war es endlich so weit: Die Planung abgeschlossen, die Kleidung gekauft, die Päckchen gepackt und nun mussten die Handschuhe, Socken, Pullis und Hosen nur noch ihren zukünftigen Besitzern übergeben werden.
Zusammen mit unseren Sozialassistentinnen ging ich die Klassenlisten durch, um die Kinder auszusuchen, die die Kleiderspenden am drigendsten benötigen - leider reichten die Winterkits eben nicht für alle 600 Kinder des Cesmars und so mussten wir uns auf die beschränken, die die Hilfe am meisten brauchen.
Die betreffenden Kinder brachte ich dann in das kleine Büro der Sozialassistentinnen (was ein unglaubliches Chaos und Gewusel zur Folge hatte) und nach einer kleinen Ansprache meiner Kolleginnen, in der sie erklärten, woher das Geld und die Kleidung kommen, begann wir mit der Ausgabe der Kleidersets.
Dazu mussten erstmal die passenden Grössen gefunden werden, was ein ganz schönes Stück arbeit bedeutete. Gott sei Dank hatte ich die Kleidersäcke nach Grössen geordent und die Tüten beschriftet - ein deutscher Geniestreich, der bei meinen Kolleginnen für grenzenloseBegeisterung sorgte ("So was effizientes kann sich nur die Fran ausdenken!!")
Nachdem dann endlich alle Kinder ihr Kleiderset erhalten hatten, schaute ich in ratlose und mäsig begeisterte Gesichter. Einen kurzen Moment dachte ich schon, mein Projekt wäre gescheitert. Cauane kam zu mir, gab mir das Kleiderpäckchen zurück und flüsterte beschämt: "Sora, ich habe doch gar kein Geld!"
Erst nachdem ich nochmal klarstellte, die Keldung sei ein Geschenk, dass man nicht bezahlen bräuchte, hellten sich die Gesichter rund um mich auf "Ein Geschenk?" "Für mich?" "Heisst das, ich darf dass alles behalten?" "Ganz für mich?" Das ausbrechende Chaos führte mir noch einmal deutlich vor Augen, dass die meisten Kinder nicht daran gewöhnt sind, Geschenke zu bekommen oder teilweise noch nie eins bekommen haben.
Darin begründete sich wohl auch, dass das Wort "Danke" nicht fiel im Büro der Sozialassistentinnen - die Kinder wissen, einfach gar nicht, dass man sich für Geschenke bedanken muss. Aber alle gaben sie mir einen Kuss, eine Umarmung, verglichen stolz die Farben und Muster ihrer Pullis, zogen kurzerhand die Socken und Handschuhe an und ihre Augen und Gesichter strahlten mit so viel Freude, dass sich all die Arbeit der letzten Wochen definitv gelohnt hat.
Der Dank, der von den Kindern nicht so explizit ausgesprochen wurde, kam dafür umso mehr von meinen Kollegen. Unsere Sozialassistentinnen Osmaí und Tati, unsere Krankenschwester Emiliane, unsere Psychologin Ana, unser Chef Marco und zahlreiche andere Kollegen richten euch allen ein riesiges Dankeschön aus! Ana formulierte es so: "Deine Freunde und Verwandte denken vielleicht, dass sie mit ihrer Spende lediglich ein paar Füsse erwärmen. Aber mindest genauso wichtig erwärmen sie hunderte von Herzen. Sie haben einer comunidade, einer Favela geholfen, die sonst immer vergessen wird und um die sich niemand kümmert. Euer Austausch ist auch das: der Favela eine Stimme und ihre Würde geben".
Um die Freude der Kinder wirklich nachvollziehen zu können, musste man wohl dabei sein, aber ich hoffe, die Fotos bringen etwas von dem Glitzern in den Augen der Kleinen rüber.





Dienstag, 12. Juli 2011

Winterspendenaktion 3 und 4: Vom Tütentragen und Hosenfalten




Heute war es also so weit: nach Planung, Preirecherche und Einkaufslistenschreiben stand der aufwändigste Schritt einer Winterspendenaktion an: der Einkauf.
Gott sei Dank konnte ich mit 4 starken Helfern rechnen ( ein dickes Dankeschön an dieser Stelle an Seppl, Linda, Felipe und Lukas - selbst ohne Frühstück im Magen schleppten die 4 heroisch haufenweise Tüten durch halb Porto Alegre!!).
In den Läden teilte sich unser Grüppchen schnell auf: die Männer standen mit den schon erstandenen Tüten in irgendeiner Ecke und Linda und ich wühlte in den Grabbeltischen, suchten nach den richtigen Grössen, ausgewogenen Farbverhältnissen, möglichst unisex einsetzbaren Aufdrucken und verhandelten Preise und Rabatte. Die meisten Verkäufer waren angesichts der gekauften Mengen, der Spendenaktion und unseres süssen Akzents recht kulant und setzten den Preis 5 bis 10 Prozent herunter, andere konnte unser Gebttel leider nicht erreichen.
Im Endeffekt haben wir dann aber doch alles bekommen, was wir gesucht haben:

63 Winter-Kits mit Inhalt: 1 Paar Socken, 1 Paar Handschuhe, 1 Pullover, 1 Hose

14 Kits Altersgruppe 6/7 Jahre (klein)

18 Kits Altergruppe 7/8 Jahre (klein)

17 Kits Altergruppe 8/9 Jahre

7 Kits Altergruppe 10/11 Jahre

6 Kits Altergruppe 11/12 Jahre

dazu noch 10 Paar Handschuhe, 46 Paar Socken,

31 Mädchenunterhosen und 48 Jungsunterhosen, die auf Vorrat im Cesmar gelagert werden können.

Das Geld wurde dabei wie folgt eingesetzt:

Einkäufe:

Set (Pulli mit Hose), 32 Stück à 8,99 Reias, gesamt: 287,68 Reais

Pulli, 30 Stück à 7,99 Reias, gesamt: 220,00 Reais

Hose, 30 Stück à 9,99 Reias, gesamt: 292,50 Reais

Unterhosen (Mädchen), 19 Stück à 1,50 Reias, gesamt: 28,50 Reais

Socken, 9 Pakete mit je 12 Paar Socken à 10,50 Reias (Paket), gesamt: 94.50 Reais

Unterhose (Mädchen), 12 Stück à 0,90 Reias, gesamt: 10,80 Reais

Unterhose (Jungs), 48 Stück á 1,80 Reais, gesamt: 86,40 Reais

Handschuhe 6 Pakete mit je 12 Paar Handschuhen à 24,00 Reias (Paket) , gesamt: 140,00 Reais

Taxifahrt nach Hause: 17,00 Reais

Gesamtausgaben: 1177,38 Reais
Spenden zur Verfügung: 1177 Reias

Nachdem ich also alles erstanden hatte, machte ich mich dem Taxi auf den Weg nach Hause (an Bus war mit diesen Tüten natürlich nicht zu denken), wo dann die wirkliche Arbeit begann: das Zusammenstellen der Winterkits. Dazu mussten Hosen und Pullis, Socken und Handschuhe in den richtigen Grössen und halbwegs kombinierbaren Farben/Mustern zusammengesucht und mit Hilfe einer Schnur zu einem Paket zusammengeschnürt werden. Vorher mussten natürlich die Preisschilder herausgeschnitten, die Grössen und Farben sortiert, die Kleidung zusammengefaltet werden....


Gott sei Dank bekam ich tatkräftige Hilfe von meinem Bruder Felipe, sonst sässe ich wohl immer noch im Wohnzimmer!Morgen früh werde ich die riesigen Kleidersäcke dann ins Cesmar fahren (zum glück fährt mich mein Gastvater) und das Austeilen der Kleidersets beginnen.Bis jetzt ist die Winter-Spenden-Aktion ein voller Erfolg gewesen und ich danke noch einmal von Herzen allen Spendern und freiwilligen Helfern!

OBRIGADO!!!!!!!


Die Wintersets fertig verschnürt und verpackt

OBRIGADO!! Danke schön! Gracias! Thank You!

Montag, 11. Juli 2011

"Winter-Spenden-Aktion" - der 2. Schritt


Nach dem Wochenende, an dem meine Winter-Spendenaktion noch ein paar Spenden mehr sammeln konnte (Vielen Dank!) ging es heute mit Schritt 2 der Planung und Durchführung weiter: der Preisrecherche.
Von 10 bis 14.30 Uhr machte ich mich also mit einem freiwilligen Helferli ( dickes Dankeschön an Tobias) daran, die Preise zu recherchieren, runterzuhan
deln, Rabatte zu erbetteln, Qualitäten zu vergleichen, abzuwägen....
Nachdem ich die Preise der Handschuhe, Socken, Pullis ect wirklich aller Grossmärkte des Zentrum fein säuberlich aufgeschrieben hatte, ging zu Hause der wirklich schwierige Teil los:mit Preislisten, Taschrechner und einer grossen Flasche Cola bewaffnet setzte ich mich an den Küchentisch und begann zu rechnen. 2 Stunden und ein Stück Schokopizza später stellte ich erschöpft fest, dass ich mein ursprüngliches Ziel (70 Winterkits) leider der Realität anpassen muss: es werden wohl nur 60 Kits werden, und diese werden keine Decken enthalten, da Decke auf Grund der grossen Nachfrage dieses Jahr extrem teuer sind. Die Einkaufsliste ist jetzt fertig geschrieben und ich auf dem Stadtplan den strategisch günstigsten Weg eingezeichnet.
Morgen steht dann also der aufwändigste Teil der Winter-Spenden-Aktion an: der Einkauf.
Gott sei Dank habe ich auch dafür 4 freiwillige Helfer gefunden, denn alleine wäre ich mit den ganzen Tüten wohl etwas überfordert !
Nach dem Einkauf werde ich dann morgen mit Endgültigkeit sagen, was ich eingekauft habe, denn noch hoffe ich etwas Spontanrabatt, wenn die Verkäufer sehen, dass ich tatsächlich die angekündigten Mengen und vor allem in bar zahle.



In der Zwischenzeit haben wir Kemile erstmal Wollsocken organisiert, die sie statt Handschuhen trägt.


Mein Kapuzenpulli hat seinen Weg zu João gefunden - zwar ein bisschen gross, aber fürs erste wird´s gehen.

Freitag, 8. Juli 2011

"Winter-Spenden-Aktion" - Das erste Planungtreffen

Die Rückmeldung auf meinen Spendenaufruf war beeindruckend!
Ich hatte ehrlich gesagt nicht mit besonders grossem Spendeneingang gerechnet, doch das Spendometer steigt und steigt und steht schon bei 490 Euro!
Das Projekt hat also deutlich grössere Formen angenommen, als von mir erwartet und ich musste mir dringend Hilfe holen, um meine Spendenaktion zu planen, zu koordinieren und durchzuführen.
Ich entschied mich dazu, unsere Sozialassistentinnen Tati und Osmai ins Boot zu holen, schliesslich wissen sie als langjährige Mitarbeiterinnen des Cesmars deutlich besser über die Situation der Kinder bescheid als ich.
Heute hatten wir unser erstes Planungstreffen, bei dem wir gemeinsam überlegt haben, wie wir die Spenden am besten nutzen können.
Wir entschieden und nach langen Diskussionen dazu, "Winter-Kits" für die Kinder anzufertigen, die die Basiskleidung enthalten, mit der man den Winter überstehen kann:
1 Hose, 1 dicker Pulli mit Kapuze (statt Mütze), 1 Paar Handschuhe, 2 Paar Socken, 1 Decke.
Diese Kits werden wir für die verschiedenen Grössen der Altergruppe 6- 12 jähriger Kinder zusammenstellen, da für die älteren viele Kleiderspenden im Cesmar eingehen.
Unser Ziel ist es, 70 Winter-Kits vorzubereiten, um den Kindern zu helfen, die am dringendsten Kleidung brauchen. Vom restlichen Geld werden wir Socken und Unterwäsche kaufen, die auf Vorrat im Cesmar gelagert werden: Die Kleinen haben häufig noch Probleme mit dem Toilettengang oder bekommen im Regen nasse Füsse und da Unterwäsche und Socken so gut wie nie gespendet werden, besteht immer grosser Bedarf.
Bei unserem ersten Plaungstreffen haben wir das folgende Chronogramm entwickelt:
Montag, 11.07.11 morgens: Preisrecherche und Verhandlungen in den Grosshandel-Läden im Zentrum
nachmittags: eventuelle Überarbeitung des Inhalts des Winter-Kits, Erstellung der konkreten Einkaufsliste
Dienstag, 12.07.11
morgens: Einkauf der Kleidung
nachmittags: Zustammenstellung der Winterkits
ab Donnerstag, 14.07.11
morgens und nachmittags:
Übergabe der Winterkits an die Kinder des Cesmars

Das Projekt "Winter-Kits für Kinder in Rubem Berta" ist also inzwischen ins Rollen geraten und ich werde sobald wie möglich über unsere nächsten Schritte berichten.
Ich bemühe mich, alle Vorgänge, Abläufe und Hintergründe so transparent wie möglich darzustellen, aber falls jemand eine Frage hat, eine Idee anbringen möchte oder um den Verbleib seines Geldes wissen will, stehe ich für Fragen oder Zweifel jederzeit gerne zur Verfügung!

Eins konnte natürlich nicht bis nächste Woche warten: Handschuhe für Lucas und die Abgabe meiner Sweatshirt-jacke - nachdem sie mir 10 Monate lang gute Dienste geleistet hat, wärmt sie jetzt Kemile!







490 Euro sind schon deutlich mehr, als ich mir je erträumt hätte, aber natürlich freuen sich die Kinder und ich über jede weitere Spende, wenn sie auch noch so klein ist!

Vielen, vielen Dank an alle Spender!!

Mittwoch, 6. Juli 2011

Von bitterer Kälte und menschlicher Wärme - Kleine Hand sucht warmen Handschuh


Kleine Hand sucht warmen Handschuh!


Die schlimmste Kältewelle der letzten 50 Jahren hält seit einigen Wochen den Süden Brasiliens in Atem.
So manch einer mag es vielleicht nicht glauben, wenn ich sage, dass ich hier friere, deshalb will ich einige Zeitungsartikel zitieren:

"Eine Masse polarer Kaltluft hat erneut eine eisige Decke über den Süden in Brasilien gelegt. In der Nacht zum Mittwoch wurden besonders in den Höhenlagen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt registriert, stellenweise fiel sogar Schnee (...) Winterliche Temperaturen wurden am Mittwochmorgen auch in Porto Alegre mit kühlen 3 Grad gemessen"
Quelle: http://brasilienmagazin.net

"Südamerika erlebt derzeit den kältesten Winter seit Jahren. Auf Grund der extremen Temperaturen sind in sieben südamerikanischen Ländern bereits 175 Menschen ums Leben gekommen. (...) Dabei trifft es in allen Ländern die Ärmsten am härtesten. In ihren einfachen Behausungen sind sie nur unzureichend gegen die Kälte geschützt. Oft haben sie dort nicht einmal eine Heizung. Zudem ist das Gesundheitssystem marode und die Versorgung mit Medikamenten nicht gewährleistet. (...) In Brasilien und Paraguay sind mittlerweile mehrere Tausend Rinder auf den Weiden erfroren. Da es dort im Winter normalerweise nicht kalt wird, gibt es keine Ställe, in die sich die Rinder vor der Kälte flüchten könnten."
Quelle: http://www.dw-world.de

Auch wenn ich als Deutsche ja eigentlich an Kälte gewohnt sein sollte, treiben mich die eisigen Temperaturen an meine Granzen. Dafür ist einerseits der eisige Arktiswind "minuano" verantwortlich und andererseits die Tatsache, dass die Häuser hier über keinerlei Isolierung verfügen. Es gibt keine Heizung und der Wind pfeift durch die schlecht isolierten Fenster und Türen überall herein, so dass auch im Haus seit Wochen Temperaturen um 11 Grad herrschen. Das führt dazu, dass man sich eigentlich nie aufwärmt und konstant friert.
Bei der Arbeit trage ich seit einigen Wochen den folgenden "Mehrschicht-Look":
Strumpfhose, Jeans, 2 Paar Socken, Stiefel, Unterhemd, 2 Langarm-Shirts, Projekt-T-Shirt, Kapuzenpulli, Fleecejacke, Tuch, Schal und Handschuhe - und trotzdem friere ich.

Ganz besonders schwer trifft es aber - wie der Zeitungsbericht schon sagt - die Armen. Die Wellblech- Papp- und Holzhütten verfügen natürlich über keine Heizungen, der Wind kommt wirklich überall herein und meistens haben die Familien nicht mal mehr Decken, Kleidung oder Schuhe, um sich gegen die Kälte zu schützen. Seit Wochen stopfen die Familien notdürftig alle Ritzen der Häuser mit Lumpen zu und zünden Feuer vor den Häusern an - ein verzweifelter und gefährlicher Versuch, sich irgendwie aufzuwärmen.

Heute zupfte Lucas, 7 Jahre, an meinem Ärmel und flüsterte verzweifelt "Sora, schenk mir bitte Handschuhe, die Kälte tut so weh". Er ist nicht der einzige, der bitterlich frierend ins Cesmar kommt: Die meisten Kinder tragen neben den Cesmar-T-Shirts nur dünne Jäckchen, manche kommen in Flipflops oder kurze Hosen. Einige Kinder sind so durchgefroren, dass sie den ganzen Tag nicht aufhören zu zittern, andere weinen vor Kälte.
Trotz dieses Elends und der bitteren Kälte finde ich jeden Tag aber auch Funken menschlicher Wärme im Cesmar: Kinder, die mit 2 Jacke kommen, leihen eine davon ihrem Mitschüler, der gar keine hat und meine Kollegin Gorete versprach Lucas, im morgen Handschuhe mitzubringen: "Ich habe schliesslich 2 Paar, dieses und noch ein Paar zu Hause". Meine Kollegin betrachtet 2 Paar als Überfluss und zögert keine Sekunde, ein Paar davon zu verschenken. Beeindruckende Menschen und Gesten wie diese öffnen mir häufig meine an Überfluss und Wohlstandsgesellschaft gewöhnten Augen.
Beim Aufräumen des Kleiderschranks fand ich abends 3 Paar Schuhe, 1 Hose, 2 Jacken, 2 Pullis und ein T-Shirt, die von der Arbeit und vom vielen Waschen ausgeleiert sind und die ich wahrscheinlich nur noch zur Gartenarbeit anziehen würde - wenn ich sie spende, werden sie jemanden wärmen und vielleicht die ein oder andere Grippe und Lungenerzündung verhindern, statt in meinem Schrank zu vergammeln.

Obwohl sich die Spendenaufrufe für Katastrophen und Notlagen weltweit auf unseren Schreibtischen und in unseren Postfächern häufen, liegt mir dieser ganz besonders am Herzen:

Wer zwei, fünf oder vielleicht zehn Euro entbehren kann, hilft damit, Handschuhe, Socken oder Decken zu kaufen, die kleine Händchen und Füsschen in Rubem Berta vor der eisige Kälte schützen. Für jede Spende wäre ich und vor allem Lucas, Kemile, Savio, João und all die anderen Kinder, die seit Wochen frieren, sehr dankbar.
Jede Spende, wenn auch noch so klein, hilft den Kindern, die eisige Kälte zu überstehen.
Für nähere Informationen bitte mit mir in Kontakt treten: franzie737@yahoo.de


Lucas wünscht sich Handschuhe.

Tais und Vivian tragen auf diesem Foto schon Kleiderspenden, doch sie frieren immernoch.