Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonnenuntergang in Porto Alegre

Samstag, 25. Dezember 2010

30 Grad, Obst und ein Truthahn - Feliz Natal



FELIZ NATAL!!!!


Während in Deutschland alle über Schnee und Kälte stöhnen, hatte ich dieses Jahr bei meinem Weihnachtsfest ein ganz anderes Problem : Die beinah unerträgliche Hitze!!!
Das Thermometer zeigte über 30 Grad an und selbst nachts um 2 wehte kein Wind, der ein bisschen Abkühlung hätte bringen können.
Aber nicht nur das Wetter war hier in Brasilien etwas anders sondern das ganze Weihnachtsfest.


Am letzten Arbeitstag im Cesmar feierten wir eine Weihnachtsmesse, wie ich sie noch nie gesehen hatte: draussen auf der Wiese, mit Capoeirainstrumenten (Bongos, Rasseln, berimbao) statt Orgelmusik und eher eine fröhliche Party als "Stille Nacht". Am meisten verwunderte mich aber dann der Weihnachtsbonus, den alle Mitarbeiter des Cesmars bekamen. Im Speisesaal warte für alle Angestellten - ein tiefgefrorener Truthahn!! Im ersten Moment erschien mir das etwas seltsam, aber ein educador erklärte mir, dass der Truthahn für die meisten Mitarbeiter, die selber aus der Favela kommen, ein Weihnachtsessen ist, dass sie sich sonst nicht leisten könnten.

Am Heiligabend machten wir also meinen Truthahn, statt mit Rotkohl und Knödeln eingelegt in Ananassaft, serviert mit Reis und jeder Menge Früchten: Pfirsichen, Aprikosen, Melonen, Ananas und Mango. Beim Weihnachtsessen stellten wir 3 Ventilatoren auf, um nicht in der Hitze zu zerschmelzen, aber es half kaum etwas. Anschliessend gab es die grosse Bescherung unter dem Mini-Plastik-Weihnachtsbaum und dann sassen wir noch bis 2 auf der Veranda und schauten das Feuerwerk an.

Am 25. besuchten wir den Rest der Familie, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, assen uns durch Berge von Eis, Obst und Panetone und schauten uns abends das Weihnachtskonzert und den Sonnenuntergang am Lago Guíba, Porto Alegres Haus-See an.


Weihnachten in Brasilien war also ganz anders als in Deutschland: kein Schnee, kein echter Tannenbaum, kein Gänsebraten, keine Plätchen, keine Dominosteine, kein Adventskranz, kein "3 Nüsse für Aschenbrödel" im Fernsehen...
Aber da ich auch hier in Brasilien eine Familie habe, die sich um mich kümmert, mit viel Liebe kleine Geschenke aussucht und alles daran setzt, dass ich kein Heimweh bekomme, war es trotzdem ein toller Tag.
Vielleicht ein bisschen zu heiss.



Dies wird erstmal mein letzter Blogeintrag für ein paar Wochen auf, den in 3 Tagen mache ich mich auf zu meiner grossen Reise!
Frei nach dem Motto "Wer viel arbeitet muss auch viel entspannen" habe ich eine kleine Brasilienrundreise geplant und werde Rio de Janeiro, Vitória, Salvador, Bonito und anschliessend noch Bolivien besuchen.

Bis zu meiner Rückkehr schicke ich euch allen liebe Grüsse aus Brasilien, wünsche Frohe und gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Ein Film sagt mehr als 1000 Worte....

Häufig werde ich gefragt, wie mein Tagesablauf im Cesmar so ist, was ich da eigentlich den ganzen Tag mache, wie es da aussieht, wie die Kinder sind....
Viele Fragen, deren Beantwortung gar nicht so leicht es! Sosehr ich es auch versuche, irgendwie fehlen mir immer die richtigen Worte um auszudrücken, was meine Arbeit im Cesmar für mich bedeutet und was das Cesmar für die Kinder bedeutet.
Da Linda und Sebastian, meine Mit-Freiwilligen, vor dem gleichen Problem standen, haben wir kurzerhand beschlossen, ein Video anzufertigen, das einen kleinen Einblick in unseren Arbeitsalltag gibt. Der Film zeigt jeweils uns 3 bei unseren Aufgaben, Workshops und Kursen und vorallem haben die Kinder des Cesmars gebeten, in die Kamera zu sprechen, was das Cesmar für SIE bedeutet. Schliesslich sollten die Kinder in diesem Projekt und somit auch bei seiner Vorstellung im Mittelpunkt stehen.
Für die bessere Verständlichkeit haben wir einige Passagen untertitelt und auf Englisch übersetzt. Die zweite Version sollte in Deutschland anzeigbar sein, einfach den Link anklicke und...
Vorhang auf und Film ab!




http://www.vidup.de/v/B5RTX/


In der letzten Aufnahme sieht man die Tor des Cesmars, verziehrt mit einem Zitat von Marcelino Champagnat, dem Gründer des Marister-Ordens: "Um die Kinder und Jugendlichen gut zu erziehen ist es vorallem wichtig, zu lieben".
Das Akkusativobjekt fehlt bewusst in diesem Zitat, dem Leitsatz und Mantras unserer Arbeit.
Denn was man lieben muss, bleibt offen und liegt bei jedem selbst.
Die Kinder, die Arbeit, die Herausforderung, die kleinen Erfolge und die grossen Katastrophen, die Jugendlichen, die ewig gleichen Fragen, die Frustration, die Begeisterung, das an-der-Schaukel-Anschwung-geben, das Tränen trocken, das Lachen und die Begeisterung.
Um im Cesmar arbeiten zu können und die Kinder zu erziehen, muss man das alles lieben.

Aber wenn man es liebt, dann wird man Teil der Cesmar-Familie, dieses unglaublichen und wunderbaren Projekts, das für die Kinder mehr ist als nur ein Ort zum Spielen.

"Das Cesmar ist praktisch unser Zuhause" (Brenda, 14 Jahre)