Sonnenuntergang in Porto Alegre

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Samstag, 16. Juli 2011

Das Ende der Winterspendenaktion: Strahlende Gesichter und Favelas eine Stimme geben






Gut eine Woche nach meinem Spendenaufruf war es endlich so weit: Die Planung abgeschlossen, die Kleidung gekauft, die Päckchen gepackt und nun mussten die Handschuhe, Socken, Pullis und Hosen nur noch ihren zukünftigen Besitzern übergeben werden.
Zusammen mit unseren Sozialassistentinnen ging ich die Klassenlisten durch, um die Kinder auszusuchen, die die Kleiderspenden am drigendsten benötigen - leider reichten die Winterkits eben nicht für alle 600 Kinder des Cesmars und so mussten wir uns auf die beschränken, die die Hilfe am meisten brauchen.
Die betreffenden Kinder brachte ich dann in das kleine Büro der Sozialassistentinnen (was ein unglaubliches Chaos und Gewusel zur Folge hatte) und nach einer kleinen Ansprache meiner Kolleginnen, in der sie erklärten, woher das Geld und die Kleidung kommen, begann wir mit der Ausgabe der Kleidersets.
Dazu mussten erstmal die passenden Grössen gefunden werden, was ein ganz schönes Stück arbeit bedeutete. Gott sei Dank hatte ich die Kleidersäcke nach Grössen geordent und die Tüten beschriftet - ein deutscher Geniestreich, der bei meinen Kolleginnen für grenzenloseBegeisterung sorgte ("So was effizientes kann sich nur die Fran ausdenken!!")
Nachdem dann endlich alle Kinder ihr Kleiderset erhalten hatten, schaute ich in ratlose und mäsig begeisterte Gesichter. Einen kurzen Moment dachte ich schon, mein Projekt wäre gescheitert. Cauane kam zu mir, gab mir das Kleiderpäckchen zurück und flüsterte beschämt: "Sora, ich habe doch gar kein Geld!"
Erst nachdem ich nochmal klarstellte, die Keldung sei ein Geschenk, dass man nicht bezahlen bräuchte, hellten sich die Gesichter rund um mich auf "Ein Geschenk?" "Für mich?" "Heisst das, ich darf dass alles behalten?" "Ganz für mich?" Das ausbrechende Chaos führte mir noch einmal deutlich vor Augen, dass die meisten Kinder nicht daran gewöhnt sind, Geschenke zu bekommen oder teilweise noch nie eins bekommen haben.
Darin begründete sich wohl auch, dass das Wort "Danke" nicht fiel im Büro der Sozialassistentinnen - die Kinder wissen, einfach gar nicht, dass man sich für Geschenke bedanken muss. Aber alle gaben sie mir einen Kuss, eine Umarmung, verglichen stolz die Farben und Muster ihrer Pullis, zogen kurzerhand die Socken und Handschuhe an und ihre Augen und Gesichter strahlten mit so viel Freude, dass sich all die Arbeit der letzten Wochen definitv gelohnt hat.
Der Dank, der von den Kindern nicht so explizit ausgesprochen wurde, kam dafür umso mehr von meinen Kollegen. Unsere Sozialassistentinnen Osmaí und Tati, unsere Krankenschwester Emiliane, unsere Psychologin Ana, unser Chef Marco und zahlreiche andere Kollegen richten euch allen ein riesiges Dankeschön aus! Ana formulierte es so: "Deine Freunde und Verwandte denken vielleicht, dass sie mit ihrer Spende lediglich ein paar Füsse erwärmen. Aber mindest genauso wichtig erwärmen sie hunderte von Herzen. Sie haben einer comunidade, einer Favela geholfen, die sonst immer vergessen wird und um die sich niemand kümmert. Euer Austausch ist auch das: der Favela eine Stimme und ihre Würde geben".
Um die Freude der Kinder wirklich nachvollziehen zu können, musste man wohl dabei sein, aber ich hoffe, die Fotos bringen etwas von dem Glitzern in den Augen der Kleinen rüber.





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