Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonnenuntergang in Porto Alegre

Montag, 27. Juni 2011

Ferien in Uruguay - Der Schatz am Silberfluss


Ferien in Uruguay!!
Eins der letzte langen Wochenenden meines Austausches nutzte ich, um unser wunderschönes Nachbarland am Rio de la Plata kennenzulernen.
Ich begab mich also auf eine selbstmördeische 15-Stunden-Busfahrt in einem nur mässig komfortablen Reisebus voller Studenten, der europäische Sicherheitsstandarts bestimmt nicht erfüllt hätte und verbrachte ein grossartiges Wochenende in der atemberaubend schönen Hauptstadt Montevideo.
Für einen detailierten Reisebericht fehlt mir leider die Zeit ( und euch bestimmt die Leselust), aber ein paar Impressionen müssen schon sein.
In Urguay habe ich
- unter dem eisigen Arktiswind "minuano" gelitten und in einem antiken Hostel gefroren, in dem die Fenster sich nicht schliessen liessen
- mal wieder meine lateinamerikanische Geduld üben müssen ( da wartet man locker mal 2 Stunden auf die Letzten der Gruppe)
- die wunderschöne Altstadt Montevideos mit all ihren verwunschenen Ecken, zauberhaften Parks und der atemberaubenden Mischung aus alt und neu erkundet
- Unmengen vom Fleisch am Hafenmarkt probiert
- noch mehr Facetten der Gauchokultur kennengelernt
- jedem Tag dem Himmel gedankt, dass ich mir in Bolivien ein Alpakawolle-Tuch gekauft habe, ohne das ich definitiv nicht das Hoste hätte verlassen können
- Shakespears "Wintermärchen" im ältesten Theaters Uruguays angeschaut
- unglaublich interessante Menschen aus allen Winkeln Lateinamerikas kennen gelernt
- die Werke uruguayischer Protestkünstler bewundert
- den legendären Silberfluss (Rio de la Plata) gesehen
- das erste Mal in meinem Leben eine Mütze getragen (es war wirklich furchtbar kalt!!)
- eine atemberaubene Tangoshow in DER Kultbar Uruguays angeschaut und aufgrund von Kursproblemen fast nicht die Rechnung bezahlen können
- Salsa, Samba, Reaggeaton und ein bisschen armseligen Tango getanzt
- den Kaufrausch der Brasilianer im Duty-Free-Bereich der Grenze bestaunt
- es mir nicht nehmen lassen, über die Grenze nach Brasilien zu springen

Leider fehlen mir bis heute die Technikkenntnisse, um die Fotos in die richtige Reihenfolge zu bringen:

Donnerstag, 2. Juni 2011

Favela-Impressionen aus Mario Quintana, Rubem Berta

Meine Kollegin aus dem Cesmar lud mich ein, mit ihr Familienbesuche bei den Kindern durchzuführen, die häufig im Cesmar fehlen. Sie ist unsere "assistente social", so eine Art Sozialarbeiterin, Jugendamt, Seelsorgerin und Rechtsbeistand in einem. Ihre Aufgabe, ist es, den Familien zu helfen und beizustehen und besucht sie deshalb von Zeit zu Zeit umd zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.

Einige Häuserblocks vom Cesmar entfernt beginnt die "echte" Favela, in der unsere Kinder leben und die ich noch nie besucht habe.
Die Behausungen hier sind alle illegal, niemand hat sein Grundstück gekauft.
Keine asphaltierten Strassen. Weder Strom noch fliessend Wasser. Matschige Trampelpfade zwischen den Barracken. Die Abwässer werden auf die Strasse geleitet; Spülwasser und Fäkalien bilden Pfützen am Strassenrand.

Ein "Haus", das wir besuchen.
Gammlige Holzplanken und Pappe wurden notdürftigt zusammengefügt. Die Barracke ist halboffen und der eisige Wind weht herein. Im Schlafzimmer fehlt eine komplette Wand. Nachts wird das Loch provisorisch mit Müllsäcken verschlossen. Die Besitzerin seufzt: "Da muss bald was passieren. Meine 3 Kinder haben Asthma und 2 haben Bronchitis. Bevor es kalt wird, muss ich da eine Wand hinbauen". Während unseres Besuches hat es 10 Grad Celsius.
Eine gammlige Matratze auf dem Fussboden bildet das "Bett" für 5 Personen. Es gibt keinen echten Boden, sondern nur die blanke Erde.

Meine Kollegin zeigt mir den Fluss, in den die Drogenbosse die Leichen werfen. So kann die Polizei keine Frage stellen.

Müllberge, so weit das Auge reicht. Teilweise 1 bis 2 Meter hoch türmen sie sich auf den Gründstücken. Die meisten Leute halten sich hier mit Müllsammeln über Wasser, nutzen, was sie brauchen können und verkaufen den Rest.

Barfüssige Kinder laufen über den eisigen Boden.

An der Ecke tauschen zwielichtige Männer Päckchen und schauen sich argwöhnisch um.

Drei Kinder backen am Strassenrand Sandkuchen und laden mich zu ihrer "Geburtstagsfeier" ein. In ihrer Fantasie türmen sich vor ihnen Schokoladen- und Erdbeertorten, aber traurigen Blickes erklärt die kleinste: "Leider ist nichts davon echt".
Ihre Mutter erzählt von der Nacht, in der die Polizei bei ihr im Schlafzimmer stand, um ihren Mann zu verhaften.
12 Jahre wegen eines Tötungsdeliktes. Vor kurzem wurde er in eine andere Stadt verlegt und sie kann ihn nicht mehr besuchen, weil der Bus zu teuer ist.
Sie ist drogenabhängig. "Ich hätte wirklich Grund mich umzubringen" Neben ihr spielen ihre KInder immernoch Geburtstag.

Ein kleiner Junge mit Down-Syndrom bettelt um Essen. Eine ältere Dame schiebt ihm durch den Zaun eine Banane zu. "Er kriegt ja sonst nichts".

Halbwüchsige Jugendliche mit auffallend teuren Handys und Mrakenklamotten stromern durchs Viertel.

Eine junge Mutter mit Neugeborenem lebt ein einem Holzverschlag neben dem Fluss. 2 x 2 Quadratmeter, keine Tür, die Hälfte der Rückwand fehlt. Sie ist aus der Nachbarstadt Alvorada vor ihrem Mann geflüchtet.

Offensichtlich unter Drogen stehende Menschen irren ziellos umher.


Mitten im bittersten Elend steht eine 2-stöckige Villa. Meine Kollegin stupst mich an und flüstert "Drogenboss".
Porto Alegre gilt als eine der reichsten Städte Brasiliens.


In 3 Jahren wird hier die Fussball-WM stattfinden.




Brasilien gilt als aufstrebende Wirtschaftsmacht und nicht mehr als Entwicklungsland.