Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonnenuntergang in Porto Alegre

Schönes, Trauriges und Lustiges aus dem Cesmar

Unter dieser Rubrik veröffentliche Zitate, Andekdoten und Vegebenheiten aus dem Cesmar, die mich amüsiert, erschrocken, verwundert oder berührt haben.

Julia (7) erzählt von ihrem Wochenende: "Ich war die ganze Zeit im Haus, ich darf nicht mehr draussen spielen. Mein Nachbar zieht immer seine Hose aus, wenn er mich sieht"

Robson hat seinen ersten Tag im Cesmar. Ich frage ihn, wie alt er sei. "Weiss ich nicht".
Inzwischen habe ich rausgefunden, dass er 6 ist.

Lucas (8) fragt mich: "Sora, wieso gehst du eigentlich nicht zu Arbeit?" Lachend erkläre ich im, dass das Cesmar mein Arbeitsplatz ist und meine Aufgabe der Unterricht und die Erziehung der Kinder. Verwundert murmelt er: "Sich um mich zu kümmern ist also ein Beruf?"

In den letzten Tagen sind viele neue Kinder ins Cesmar gekommen, aber einige Kinder haben den Platz schon wieder abgegeben mit der Erklärung: "Hier im Cesmar find ich es doof. Es gibt so viele Regeln und man soll sich auch noch daran halten!!" 

Rai (6 Jahre) hat Hunger und kann die Kaffepause kaum erwarten. Ungeduldig fragt er mich: "Sora, wann gehen wir endlich ins Restaurant??" Lachend erkläre ich ihm, dass das der Speisesaal ist und kein Restaurant doch er schaut verwirrt "Man geht rein, kriegt Essen und geht wieder raus. Das ist doch ein Restaurant, oder?"  

Die Kinder bekommen die Aufgabe, ihr Haus mit allen Personen zu malen, die darin leben. Carlos (8 Jahre) malt neben den Familienmitgliedern auch eine Menge Waffen.

Nach dem Besuch meiner Eltern sind viele Kinder verwirrt: "Sora, sind deine Eltern auch die Eltern von der Linda (die andere Freiwillige aus Deutschland)?" Ich erkläre: "Nein, die Linda hat andere Eltern"
Das stiftet noch grössere Verwirrung: "Gibts in Deutschland also noch mehr Eltern???"

Savio (6 Jahre) lernt meine deutschen Eltern kennen, die das Cesmar besuchen. Ich bitte ihm, meiner Mutter zu sagen, wie alt er ist und er zeigt die Zahl mit den Händen. Ich frage ihn "Kannst du das denn nicht sagen?" Er antwortet entgeisert: "Sora, ich kann doch gar kein Deutsch!" 

 Rai (6 Jahre) fragt mich nach dem Gebet nachdenklich: "Sora, wann schläft Jesus eigentlich? Tagsüber
muss er die ganzen Gebete anhören und nachts muss er auf alle Leute aufpassen... Der arme Kerl muss ja total müde sein!!"

Emanuel (8 Jahre) hat sich im ersten Moment in der Turma geprügelt. Die Konsequenz ist, dass er in der Pause nicht mit den anderen Kindern spielen darf, sondern auf der Bank sitzen muss. Ich sitze neben ihm und passe auf, dass er nicht abhaut. Schüchtern sagt er: "Ich weiss, dass ich nicht spielen gehen darf, weil ich mich nicht benommen hab. Aber darf ich dich trotzdem in den Arm nehmen?"

Anelise (9 Jahre) erzählt von der Arbeit ihrer Mutter, die als Müllryciclerin ihr Geld verdient: "Meine Mama sucht auch immer, ob sie was findet, was wir gebrauchen können. Die Leute schmeissen richtig gute Sachen weg!! Wir haben schon mehrere Töpfe, T-Shirts und sogar eine Barbie gefunden, die durfte ich dann behalten.".

Am ersten Tag nach den Ferien reflektieren wir mit den Kindern, warum sie ins Cesmar kommen.
Lucas (11 Jahre): "Ich komme, damit ich lerne, mich zu benehmen. Ich muss mich noch sehr verbessern, damit ich eines Tages einen Job finden kann" 

Savio ( 7 Jahre): "Sora, gibt es in der Welt, aus der du kommst, auch Kinder?"

Estefane (10 Jahre) erzählt von ihrem Wochenende: "Und dann hab ich mich ein bisschen mit meinem Bruder gestritten, der hat mich genervt. Also haben ich ihn mit dem Nudelholz auf den Kopf gehauen.

Nach Feierabend stehe ich an der Bushaltestelle vor dem Cesmar und warte auf den Bus. Monique (9 Jahre) schenit erstaunt, dass ich den selben Bus nehmen will wie sie und fragt: "Fährt der Bus weiter bis nach Deutschland?"

Kaiane (7 Jahre) tätschelt meinen Bauch und fragt: "Sora Franziska, bist du schwanger?" Etwas erschrocken frage ich sie, ob ich denn sehr dick geworden sein aber sie erklärt: "Sora, du bist schon 20 und hast noch kein Kind, da musst du doch langsam mal schwanger werden!!"

Im Cesmar werden am Tor Honigpäckchen an die Kinder verteilt, Spenden eines Hotels.
Marlon (6 Jahre): "Was ist das denn?"
Ein educador erklärt ihm: "Das ist Honig, den kann man aufs Brot streichen."
Marlon will das Päckchen zurücklegen, fragt dann aber zögernd: "Kann man das auch ohne Brot essen?"
lachend erklärt der educador: "Ja, das kann man auch ohne Brot essen"
Strahlend packt Marlon 3 Päckchen ein und ruft, "Mann braucht ein Brot zuhause zu haben, super, dann nehm ich es mit, man kann es so essen, wenn man kein Brot hat!!"

Ein normaler Tag im Speisesaal des Cesmars: Obwohl jedes Kind nur ein Brötchen und eine Banane essen darf, nutzen die Kinder jede Unachtsamkeit der educadoren, um Essen für ihre Familien mitgehen zu lassen.

Amanda (8 Jahre) kommt in der Pause auf mich zugerannt. "Sora, spielst du mit uns verstecken?" "Klar Amanda, du zählst!" Beigstert fällt sie mir um den Hals. "Sora, wussest du, dass ich dich liebe?? Du spielst immer mit uns, du bist die einzige, die mit uns spielt!!"

In der Jugendgruppe reden wir über Träume und Wünsche.
Matteus (13 Jahre): "Ich will Pilot werden. Ich stell mir vor, dass ich einfach wegfliegen kann und dann nicht mehr in Rubem Berta wohne. Aber eigentlich will ich wegen meiner Mama Pilot werden. Ihr grösster Wunsch ist es, einmal zu fliegen und das Meer von oben zu sehen. Wenn ich gross bin, erfüll ich ihr diesen Wunsch".

Beim Gebet darf jedes Kind sagen, was wir uns für diese Woche wünscht.
Paulo (10 Jahre): "Ich wünsche mir, dass meine Mama aufhört, Crack zu rauchen.