Sonnenuntergang in Porto Alegre

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Samstag, 23. April 2011

Ostern im Cesmar


In den letzten Wochen drehte sich im Cesmar alles nur um ein Thema - Ostern.
Besonders bei den Turmen der ganz kleinen zwischen 6 und 8, mit denen ich inzwischen fast ausschliesslich abeite, brach das Osterfieber aus. So wurden in den letzten Wochen nur noch Hässchen gebastelt, Ostergeschichten vorgelesen, Osterlieder gesungen, Eier gemalt und die Ostersymbole besprochen.
Ähnlich wie in Deutschland auch, bedeutet Ostern in den Augen der brasilianischen Kindern vor allem eins: SCHOKOLADE!!!
Die Ostereier, die man in Deutschland in seinem Nest findet, sind aber im Vergleich zur brasilianischen Verison eher kümmerlich: Die normalen Ostereier hier haben die Grösse eines Strausseneies und sind mit mehreren Schichten Nougat, Creme, Karamell oder anderen süssen Sünden gefüllt. Kein Wunder, dass so ein Kalorienbomben-ei im Maxiformat schon mal locker 30 Reais kostet - angesichts des Stundenlohns von 2 Reais, den eine Putzfrau hier in der Favela verdient, eine ganz schöne Summe. Viele von den Kindern erwarteten also nicht alzu grosse Präsentkörbe zu Hause und rechneten fest mit dem Cesmar-Osterkörbchen, das sie bis jetzt jedes Jahr am letzten Tag vor den Osterfeiertagen bekommen hatten.

Aber in diesem Jahr war das Geld für Süssigkeiten restlos wegrationalisiert worden.
Keiner von uns brachte es übers Herz, das den Kindern zu sagen und so bastelten wir mit den kleinen Osternester aus alten CDs und Moosgummiresten und hatten keine Ahnung, wie wir diese Nester auch nur anseitsweisse füllen sollten. Wenigstens für die ganz Kleinen wollten wir eine süsse Überraschung bereithalten und meine Kollegin war schon so weit, dass sie die Schokolade für alle 4 Turmen von ihrem eigenen Geld zahlen wollte. Ein absolut wahnsinniger Plan, denn eine Woche zuvor hatte sie mir noch erzählt, dass sie bis über beide Ohren verschuldet ist und ihr wahrscheinlich in der nächsten Woche das Wasser und der Strom abgedreht werden, wenn sie nicht zahlt.
Es musste also irgeneine andere Lösung her.
Eine weitere Kollegin setzte in den nächsten Tagen Himmel und Hölle in Bewegung, um Schokolade für die kleinen aufzutreiben und fand schliesslich einen Supermarkt, der die abgelaufenen Süsswaren spendete, die er nicht mehr verkaufen durfte.
Wir nahmen also alles Naschwerk aus den Packungen, damit man das Ablaufdatum nicht sehen konnte und packten die Osterkörbchen fertig, die am letzten Tag verteilt wurden.
Dazu zog ich mir plüschige Hasenohren auf, schminkte mir ein rosa Stupsnässchen und Tasthaare und "hoppelte" durch den Raum, um den Kindern ihre Nester auszuteilen. Die kleinen quietschenden vor Vergnügen und ihre Augen glänzten, als sie den Inhalt der Körbchen sahen, sie gingen fröhlich nach Hause und ihr hörte, wie ein kleiner Junge am Tor zu seiner Mutter sagte "Ich liebe das Cesmar!!"
Und so rettete der "Abfall" eines Supermarktes Ostern im Cesmar.

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