Sonnenuntergang in Porto Alegre

Sonnenuntergang in Porto Alegre

Donnerstag, 11. November 2010

"Und jetzt bitte einmal mit Akzent" - wie ich in Brasilien zum Model wurde

Das so ein Austausch einige Überrraschungen bereit hält, das wusste ich ja schon vorher, aber damit hätte ich wirklich nicht gerechnet: Das ich in Brasilien in einem Werbespot mitspielen würde!
Die ganze Geschichte klingt so unglaublich, als wäre sie einer kitschigen lateinamerikanischen Novela entsprungen:
Eines Tages fand ich nach der Arbeit eine Email von meiner Austauschorganisation in meinem Postfach, das ungefähr folgenden Text enthielt:
"Liebe Franziska, hier in Porto Alegre wird ein Werbespot gedreht und dafür brauchen sie blonde Menschen mit Akzent - versuch doch mal dein Glück!"
Da ich mir dachte "versuchen kostet ja nichts" ging ich am nächsten Tag zum Casting, ohne genau zu wissen, was mich da erwarten würde.
Was mich da erwartet war nach der Begrüssung die Frage "Von welcher Modelagentur komst du denn?" MODELAGENTUR??? Nachdem ich stotternd zugab, ich hätte sowas noch nie gmacht, erntete ich mitleidige Blicke von den anderen Mädels, die schon im Wartezimmer sassen.
Leicht verunsichert ging ich in den Aufnahmeraum, als ich aufgerufen wurde und erfuhr, worum es ging: Ein Werbespot für eine Uni, die ein neues Austauschprogramm hat und deshalb möglich multikulturell erscheinen sollte.
Meine Aufgabe war dementsprechend : "Sprich folgenden Text mit möglichst viel Akzent!!"

Ich machte mir keine grossen Hoffnungen nach dem Casting und war umso überraschter, als 2 Tage später das Telefon klingelte "Franziska, kannst du die Rolle der Deutschen spielen??"

Kaum 2 Tage später war es dann so weit: Ich wurde morgens vor 6 abgeholt und zum Set gefahren und erfuhr dann ersmal, dass das "Leben als Model" gar nicht so aufregend ist, wie man denkt: Ich wartete erstmal 4 Stunden, während "die Bolivianerin" und "die Australierin" dran waren. Dann ging plötzlich alles ganz schnell: Kostümprobe, ich hatte ja keine Ahnung, worauf man da alles achten muss ( lieber grün, das passt zu den Augen, nein blau, aber das ist schon der Franzose, dann halt rot, aber warte, lieber gelb?), Haarstyling und professionelles Makeup.
Gefühlte 10 Kostüm und Stylingvariationen später sass ich dann vor der Kamera, doch bevor es losging, wurde erstmal eine Stunde lang Beleuchtung und Ton abgestimmt, was meine Nervosität noch deutlich steigerte.
Als es endlich losging, verging die Zeit dann wir im Flug: Jede Szene war nach 3 Klappen im Kasten, sogar die schlimmste, in der ich einen einseitigen Text auf Portugiesisch aufsagen musste (es war dabei gar nicht so einfach, die Balance zwischen "Akzent" und "unverständlich" zu finden). Nach gefühlten 20 Minuten hiess es dann schon "Danke, Franzie, das haben wir im Kasten".

Kaum war ich zu Hause, abgeschminkt und umgezogen, war das "brazilian next topmodel"-Gefühl auch schon wieder vorbei - aber eine tolle Erfahrung war es auf jeden Fall.
Das Resultat von 3 Drehtagen? Zwei Werbespots, die jetzt hier im Fernsehen laufen (sogar in der Novela-Werbung!!) und den dank Youtube auch neugierige Leute aus Deutschland anschauen können!




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